Selbstliebe wird in unserer Gesellschaft gern mit Egoismus verwechselt und ist somit verpönt. Dabei hat das gar nichts mit Egoismus zu tun!
Egoismus ist das Streben nach Erlangen von Vorteilen für die eigene Person ohne Rücksichtnahme auf andere.
Selbstliebe ist Wertschätzung seiner Selbst, die Annahme der eigenen Individualität.
Ich würde sie noch so beschreiben: die beste Freundschaft zu sich selbst.
Ich habe lange darüber nachgedacht, woher es eigentlich kommt, dass sich die meisten so schwer tun, sich selbst zu lieben und wieso das Gebot aus der Bibel „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nicht funktionieren kann. Weil wenn ich mich selbst nicht liebe und den Nächsten aber so lieben soll, wie mich selbst – dann kann ich den ja gar nicht funktionieren.
„Wer sich selbst nicht auf die rechte Art liebt, kann auch andere nicht lieben. Denn die rechte Liebe zu sich ist auch das natürliche Gutsein zu anderen. Selbstliebe ist also nicht Ichsucht sondern Gutsein.“ (Robert Musil)
Aber es ist mir hier kein Anliegen, die Ursache der Problematik der Selbstliebe zu finden, sondern wie man zu ihr findet!
Ich kann nur von mir erzählen, wie ich es gemacht habe.
Ich begriff irgendwann, dass ich das anziehe, was ich ausstrahle bzw. in mir selbst oder über mich selbst fühle und denke. Wenn ich mich nicht liebe, fühle ich mich zwangsläufig auch nicht liebenswert. Und nach dem Gesetzt der Anziehung ziehe ich genau solche Menschen (oder Partner) in mein Leben – nämlich die, die mich nicht liebenswert finden. Es geht ja auch nicht anders: wenn ich mich selbst nicht liebe, wie soll es dann ein anderer tun können?
Beziehungsweise kann man die Liebe eines anderen auch gar nicht annehmen. Es fühlt sich ja falsch an, weil man sie „nicht verdient“. Man erträgt sie (die Liebe) nicht.
Diese Erkenntnis hatte ich vor vielen Jahren zwar noch nicht, aber ich wusste, dass ich etwas ändern muss und will.
Eine Freundin sagte mir nach einer schweren Lebensphase, ich solle mir jeden Tag vorsagen:
„Ich bin der größte Glückspilz der Welt.“
Anfangs fiel mir das schon etwas schwer. Als Glückspilz fühlte ich mich nun wirklich nicht. Aber dennoch nahm ich diesen Ratschlag an und sagte mir das täglich in den Spiegel. Bis ich erkannte: Ja, ich bin wirklich ein Glückspilz. Ich bin unbeschadet aus dieser Situation herausgekommen und bin in der Lage, noch einmal von vorne anzufangen.
Ich fühlte mich gleich anders!
Schließlich sollte ich mir jeden Tag
„Ich bin eine Königin“
sagen. Auch diesen Ratschlag nahm ich an. Immer wieder sagte ich mir „Ich bin eine Königin, ich bin eine Königin…“ und merkte bald, dass sich meine Haltung dadurch verbesserte. Eine Königin hat einen aufrechten Gang und bewegt sich anmutig. Schließlich erkannte ich auch: und wie geht man mit einer Königin um? Man respektiert und achtet sie. Niemand durfte mich ab diesem Geistesblitz mehr abwertend oder nicht königinnengerecht behandeln. Das tat mir gut, ich bin dieser Freundin ewig für diesen Tipp dankbar.
Als ich das viele Jahre später einem guten Freund erzählte, sagte er mir, dass es hier aber eine Bewertung gibt. Es gibt nämlich noch die Untertanen, über die eine Königin steht. Soll es also heißen, dass man sich über andere stellen soll?
Nein. So ist das nicht gemeint.
Es geht nur um das Gefühl für sich selbst.
Nicht wirklich um die Rolle einer Königin in ihrem Königinnenreich.
Das schließt auch den Umgang mit sich selbst ein: sich selbst respektvoll und achtsam zu behandeln. Also seine eigene Königin sein. Das ist ein entscheidender Punkt!
Aber weiter zu meiner Reise zu mir selbst:
Eines Tages stellte ich mich vor den Spiegel und bemerkte, dass ich meinen Blick sofort auf die Stellen lenke, die mir nicht gefallen. Normalerweise war ich dann immer frustriert und fühlte mich schlecht. Dieses Mal aber wollte ich meinen Blick bewusst auf die Stellen lenken, die ich schön an mir finde. Ich ging richtig auf Entdeckungsreise und war ganz überrascht, dass es doch eine ganze Reihe sind. Ich blendete bewusst meine Makel aus und konzentrierte mich nur auf die schönen Seiten an mir.
Und fühlte mich plötzlich viel wohler. Ich beschloss, mich nur noch auf die schönen Seiten zu konzentrieren!
Jede von uns hat richtig schöne Seiten an sich. Da bin ich mir absolut sicher! Es gibt immer jemanden, der dich um etwas beneidet und alles geben würde, um das zu haben, was für dich selbstverständlich ist und du es deswegen gar nicht wahrnimmst.
Ich übte das jedes Mal, wenn ich in den Spiegel sah, und lenkte schon automatisch meinen Blick auf die schönen Stellen.
Und da ist es völlig egal, ob es deine Ohrläppchen, Kniescheiben oder Fingernägel sind.
Ich fand schließlich, dass es nicht verkehrt sein kann, die schönen Seiten an mir zu betonen und die weniger schönen zu kaschieren.
Beinahe automatisch lächelte ich mich dann in weiterer Folge im Spiegel an. Auch das war anfangs komisch, aber das verinnerlichte ich bald. Auch wenn es nur ich selbst war, die mich anlächelte – ich fand das total schön und freute mich darüber! Ich weiß gar nicht, ob ich mich heute jemals in den Spiegel schauen kann, ohne mir ein Lächeln zu schenken. 😊
Das waren die ersten Schritte meiner Reise zu einer innigen Freundschaft zu mir. Probiere es doch einfach mal aus! Gerne inspiriere ich dich weiter. Es lohnt sich wirklich!
Wie Oscar Wilde schon sagte:
„Sich selbst zu lieben, ist der Anfang einer lebenslangen Leidenschaft.“
😊